POEM NEIN TRILLJENS



1. Pokern mit dem Blinden

irgendwo
in der spaeten Geschichte
irgendwo
in der Wueste der Finsternis
irgendwo
steht ein Schloss und irgendwo in dem Schloss steht ein
Tisch und unter dem Tisch
liegt Staub
der Staub der Vergangenheit

nur unter diesem Tisch liegt Staub.
und in dem Staub
irgendwo
verbleicht die Erinnerung
der schier unendliche Schmerz
im Spiegel
scheint meinen Kopf zu sprengen
am Ende verliere ich doch
am Ende
ist die Finsternis eine andere Finsternis
und das Ende ein anderes Ende
mein Ende
aber niemals der Welt
solange der Hahn kraeht
aber der Hahn hoert irgendwann auf
solange die Erde sich dreht
aber die Erde hoert irgendwann auf
solange
bis es sich ausge-aber-t hat

irgendwo
in der Fruehzeit
irgendwo
am hellichten Tag
komm aus der Hoehle
und du wirst sie sehn

Blick auf Beton Blick auf Brokat
fallender Vorhang kein Wort
ein Wort auf Papier ist kein Wort
ein Film der nicht reisst
Fremde, weichen dir nicht von der Seite
ans Licht gehetzte
gleissende Ferne

verlorenes Erbe du Ahnungsloser
niemand hat es dir gesagt
niemand hat es fuer dich aufgeschrieben
sie haben es nicht fuer noetig gefunden
sie haben dich vergessen
sie fehlen dir
vergiss die Welt
verzehr dich nicht nach ihr
die Wahrheit ist anders
der Tag war diesig und grau
und lang war der Tag
und Dritte haben sich an deiner Arbeit bereichert


Knechtschaft von Anfang an
Knechtschaft auf der Spielstrasse
Knechtschaft im Fotoalbum
Knechtschaft auf den Seiten der Buecher und Hefte
Knechtschaft im Steinbruch des Fortschritts
wie Aether die Ahnung des Anderen
bist nicht geschaffen, am warmen Herd zu sitzen also
ersehne es nicht

im Lesebuch fuer Oberschueler
ein Gedicht von Morgenstern
das Todesurteil des Unbestechlichen
Moerders
davon haben sie keine Ahnung
kennen Danton nur geschoent
heraus springt er
aengstlich schlaegst du das Buch zu
singst einen Reim
blinde Kuh
macht muh, muh, muh

Onkel Sugar Schwili obliegt die Verteilung der Verwaltungsposten.
Er steht da, als ob er in die Hose gemacht hat.
Ich habe genug erlebt.
Ich will zuhause bleiben.
Fesselt mich an meinen Fernsehsessel!
Aber tut mir nicht weh,
stimmt den Gesang der Pygmaen an
(den wenig geliebten).
"Wo soll ich hin?"
fragt der zerbrochene Krug.

Geh zu Otto dem Hahn, Kikeriki,
er funkt sein Lachen zur Erde.
Geh zur alten Eiche,
umfass sie demuetig, als Eroberer nicht,
bevor sie gefaellt wird.
Zeichne dich unter Tausenden aus.
Geh zu den Vettern des Atlas, den vielgeplagten
zu den falschen Propheten
schrei deinen Zorn.
Geh zu den weissen Riesen,
geh zu den Dichtern
der Prosperitaet,
red niemals von Lumpen und Muell.
Geh schnell bevor sie
aus Helikoptern dir Vogelkot nachwerfen.
Geh schnell
bevor sich der Himmel verdunkelt
Geh schnell
bevor sie dich ueber das Delta
abgedraengt haben und Pfeile der Angst
aus dem Herzen dir ragen. xxxxLiebe waechst, Liebe geht
man kann an einem Ort verharren
und doch,
durch Drehen des Kopfes
vielfaltiger und seltsamer Erscheinungen ansichtig werden.
Kugeln zum Beispiel zischen vorbei,
Feuerraeder waelzen zutal.
Bleib ruhig, junger Sturm.
Noch bist du nicht geboren.
Hast die blauschwingende Donau nicht ueberschritten,
Oder und Elbe nicht.
Warum musst du so tragisch verenden,
warum wirfst du Strommasten um?

Wir setzen ueber die Ostsee
neben uns an der Reling Verlogenheit
keine Kueste in Sicht.
Ich bin da
tra la la
wertlose Krumen fuer den jungen Heldentenor.
Ein Kreuzer laeuft aus
verfolgt uns zu glueheisenen Farben.
Ein Teppich auf See,
Minister und Staatssekretaere schreiten darauf,
der Schluessel zum Tor der Weisheit sei ihnen gegoennt.
Endlich die Moewe,
die uns zur Kueste den Weg weist.
Ein Bauer bettet dich weich.

Du faellst, sie halten dich nicht.
Schnurgerade der Pfad, der Damm,
nach Osten zuerst.
Du meidest das Schoene, warum?
Bleib ruhig, junger Sturm,
in dir wohnt wunderbar eine Stille.
Nur deine Hose, die flattert
wirf sie ins Meer.
Hunderte schweigen in Uniform.
Fass sie nicht an.
Wind traegt die Angst davon.
Sie werden ueber dich Stueck Scheisse noch lachen,
wenn die 'Kritik der reinen Vernunft' laengst vergriffen ist.
John Friedrich Hartknoch.
1781.
Lauschige Zustaende.
Lauschigere Zustaende
als untertaenigst-gehorsame
gibt es nicht.

An Helsinki sind wir vorbei.
Das Korn steht gut.
"Egozentriker!", werfen die Freunde dir vor,
die Kornbauern.
Nach dem Ende seiner Studien zieht es den modernen Holzfaeller
zurueck in den Wald.
Heute geht alles so schnell,
danke der Technik.
Eben noch stand ich
unter Kiefern am Ufer,
der sandige nadelbedeckte Boden gibt unter den Mokassins nach.
Passee!
"Ich schreibe den Satz
mit der ausdruecklichen Bitte, ihn nicht abzudrucken."
Was die Saege einspart, holt sich der Art Director.
Langsam dreht sich das Rad.
Millionen auf Gueterzuegen.
"Richten Sie der Organisation meine Glueckwuensche aus."
Die Schmierfinken kommen kaum nach.
Ein junges Liebespaar,
aufgeschreckt flieht es zum Nordkap

2. Ride the High Country

Neubeginn im Schlaf,
Neubeginn im Schlaraffenland.
Tausend leuchtende Worte, wie Schatten von Sternenkaempfern.
"Was willst du?", niemand braucht dich, weisser Mann
Sie nannten ihn Whitehead
pockennarbig
Schirmmuetze
kam von irgendwo
klammerte wie ein Aeffchen am Bein
das splitternd zerbrach
zehn Tote kann man zaehlen, hundert vielleicht
(man sollte es nicht)
wie eine Klette haengt er mir an
"Auch die Schnauze voll?"
Angst vor Annaeherung.
Furcht,
Todesfurcht aus den Senken.
Unglueck.
Reiss das Kalenderbild ab, bevor du erwachst.

Fand keinen Freund.
Nicht in den Doerfern noch Staedten.
Gehofft, er haette gesagt: Es gilt
unsere Freundschaft
es gilt unser Leben
es gilt Gold
in den Haaren,
nur in den Haaren.
Ich fand nicht einen schweigsamen Freund
in diesem Sturm,
in dem nur Gottes Wort sich denken laesst,
einfach.

Die Angst ist fort.
Unfriede schlingt seine Fesseln um meinen maessigen Leib.
Statt Rettung
vorlaeufig Insel nur, grasgruen.
Wer hier die Zeit verbringt,
dem irrt kein boeser Vogel nach,
noch Feinde noch Verfuehrer.
Erst wenn im Herbst die Astern bluehn,
die Blaetter fallen auf Barkassen,
schiff ich mich ein
aus verwirrenden Haefen.
Die Fische beissen, und der Wind betaeubt uns,
dem Bettler werf ich die Brieftasche hin.
Er will mich erwuergen.

Spielmaenner und Narren
ihrer Zahl waechst mit dem Wohlstand.
Tanz in der Bank Pirouetten!
Geld zirkelt in den Gedaermen
bargeldloser Verkehr
"Stellen Sie Ihr Fahrzeug nicht vor unserem Geldinstitut ab."
Der Narbige notiert meine Nummer.
Wieviel SO2 kannst du ertragen, samtweiche Hand.
eine Frage des Geldes
Er schliesst den Safe,
betritt den Salon,
auf Barhockern sitzt sichs bequem.
Waerst du allein in der Welt,
wer entschaedigte dich fuer den Schmerz?
Wer streichelt dich zaertlich?

Der Strom der Fluechtlinge
Hyaenen haben die Waelder gerodet
und Huetten errichtet
Was kuemmert dich, Oednis,
verfaulen die Huetten,
was kuemmerts dich, Schicksal
praeparierte Fasane, verrottend
die Welt hat fuer euch keine Zeit.
Stoehnen und Keuchen und hinterher jammern, das kann se.

ohne Geheimnis
Gold, aus allem quillt Gold.
Mein Goldkind,
wir brauchen kein Gold.
Sag mir die Formel,
damit die Welt ein Geheimnis bleibt.
Manchmal sitze ich da, blicke umher
und frage mich ...
Und wen soll ich fragen? die Aerzte? die Weisen?
die klugmaechtigen Amis?
Mein Kissen faellt in den Schmutz,
die Glieder sind steif.
Die Stimme im Radio.
Die Frau muss huebsch sein,
bestimmt hat sie Locken.

Fragen sind wie alte, leere Terminkalender
An einigen hat das letzte Unwetter Spuren hinterlassen
oder das grosse Uhrwerk Verwuestung
es scheint, als weise ein Boesewicht uns den Weg
Worte quellen wie Hefeteig.
Mit immer neuen Fragen suchen wir Schutz.
Woher kommst du, grauer Wind und
Du, bunter Vogel, woher?
Der Ring, den ich lange nicht spuerte,
weil mich die Droge betrog,
ist laengst in Gobi vergraben.

Zaertlichkeit,
grausamen Todes verstaendliche Schwaeche,
kein Zufall, logischer Weg
nicht Hitze
nicht Unfall
nicht Schlachtengetuemmel
kein Leben vergessen
was sie sehen zugestehen
ich nehms wie nebenbei
den Zirkus betret ich
nicht gelangweilt, auch nicht frei,
mit quaelend muehsamer Entschlossenheit.
Wer bei Tag die Sonne nicht sehen will,
und sein Pseudonym an die Sterne heften moechte,
ficht nur fuers graue Land
zu weinen ist uebertrieben
ich weinte damals
hatte gute Freunde
verlor sie, frag mich nicht wie.
Ein Leben auf Seilen.
Habs fuer Hoffnung gehalten,
vergib mir.
Kuenstliche Paradiese breiten sich aus.
Kinder spielen auf Industriebrachen.
Schrott auf feuchtroter Erde.
Vaeter verlieren sich in den trockenen Details
ihrer Vorkriegserwartungen.
Ich weigere mich, politische Gedichte zu schreiben,
wo nur der Generalstreik uns weiterbringt.
Es waren Tage dabei
mit Regen, mit Urlaubswetter und Feuersbruensten,
(im Untergang noch wuenschte ich mir, mit sicherer Hand
Verliese zu oeffnen)
Tage prallvoll truegerischen Mutes,
Scheinwelten, an den Riffs der Azoren gespiegelt,
und den ehrgeizigen Plaenen der Koenige zuwider
deren Leben Tage zaehlt niemand
Tage, wo die Woelfe Schakale sich sammelten,
wo ich gezittert habe bis in die Nacht
du bist mehr
als der feuchte Glanz deiner Augen.
Sie sollten Sirius sehen, Aldebaran, Orions Nebel.
niemand zaehlte die Jahre,
die wir vergeblich feigen Dummkoepfe
im Nebel der Treibhaeuser verbracht haben.
Heimisch wurden die Fremden
unter den Sperlingen
den Haehern und Spechten.
Ich war dabei,
als sie die kuehne Wolke
erweichten, uns ins Gluecksland zu tragen
Doch sie verstanden mich nicht.
Deutsch ist keine Sprache,
Deutsch ist ein Fluch, ein Heulen aus Kammern,
ein Umsichschlagen, ein Dichten, ein Wissen, Nichtwissenwollen,
ein Roecheln, ein Fluechten und Faelschen, eine Sprache jedoch
ist es nicht.
Wortlos ergriffen sie mich Sprachlosen,
entfuehrten mich,
ich schrie,
trennten mich von dem wuetend um sich Schlagenden
Schutzhaft
ich war voller Angst, Flugwind kuehlte mein Ohr,
ich schrie, glaubte zu sterben,
alldas beruehrte sie nicht.
Ich schrie
wir fielen durchs Glasdach ins Treibhaus
gingen verloren
und ich bloeder Depp
hatte weder Brille noch Schreibstift dabei.
Wen stoerts,
Unrat, voran,
dein Eifer
dein Hass
und dann
die schwerbluetige, suedliche Schoenheit
Erotik zu Pflugscharen
rasier dich, schabe dich aus,
und folge uns in die innere Welt,
wo die Zierlichkeit deiner Bewegungen
den Kosmos vom Durchdrehen abhaelt.
Ich schrie.
Signor Sancho Pansa.
Niemand zaehlt deine Tage.
Von Sternen traeumte dein Begleiter,
von durchtanzten Naechten,
von den Ausserirdischen, den Friedensbringern.
Auch ich kenne bessere Tage,
von denen ich glaubte,
es seien bessere Tage,
von Fahnen habe ich mich verstanden gefuehlt.
Eine Zeit ist zu Ende.
Sie stoesst mir die Kniescheibe auf.

3. Haerte 10

verbeulte Ruestung im Winkel
zuviel gegruebelt
zuviel von grossen Taten geschwaermt
zuviele Worte zu kompliziert
Wenn die Kraehen kreischen, beeil dich,
bei der Sabotage, beeil dich
Klugheit ist eine Frage des Relativsystems
EINmal bricht die Narretei
noch ihr eignes Schwert entZWEI
verbeulter Koerper im Muell
Stolz der Ruinen und Denkmaeler
stolz auf Ruinen
Flugs ihr furchtlosen Flieger
Toeten ohne das Risiko moralischer Verwerfungen
Fat Red Baron in der Tinte
Speer ins Herz des Rebellen
Danke den Malern
Gerilja-Elf besetzte das Stadion
Heuschreckenplage
Hilfe kannst du von ihr nicht erwarten,
noch von den Honigkunden mit ihren
Fortschrittsvisionen, denen du frueher
alles geglaubt hast
sie seihten, eintraechtig, zwietraechtig,
reichlich reifliche Saetze
ganz nach Bedarf
sie lenkten die Clubs
eintraeglich
sie sitzen in Ohrensesseln
in gutgeschmierten Rollstuehlen zuletzt
Fortschritt im Hoehenflug
ueber den Fliegern Lametta
Neig dein Gefaehrt um ein Grad in Richtung der Kraft
sei ohne Sorgen
Rettung flieht uebers Feld
Rote Karte dem
Manndecker, dem
Augentaler, Kartaetscher,
mit dem ists vorbei
der den Tag mit braunen Reden schwaerzt
des Helden,
der was uebrig vom Hakenkreuz nicht aus dem
Rhein fischen wollte,
weil es roch dort.
Staus auf der Autobahn,
Radiostimme als aeusserste Realitaet,
schwitzende Vorstaende
verspottete Vergangenheitsbewaeltigung Institutionenkritik
hohle Reklame ganz ernsthaft gelobt
Warum redet der so,
ist doch nur Flickschuster,
in Leben und Tod,
hat den Wind nicht gesaet,
der Sturm trug ihn fort,
ueber Wuesten und Berge
liess er sich treiben,
uebers Eismeer zuletzt,
wo heute
der letzte Pinguin hungert
Der Reim wird vom Blut ueberschwemmt,
das emporschiesst.

Recht oder Unrecht,
Ideale der Kompromissfaehigkeit
Quaekende Angst der gemordeten Voelker
sitze am Ehrentisch, pfluecke die Rosen
schliesse den Aktenschrank, flicke die Hosen,
feilsche um Leben, zaehle dein Geld,
lobe den Schampus, sonst nichts auf der Welt.
Zu spaet zur Umkehr lange zu spaet
der Winterabend, dieser waermende Schneepelz,
hat auf dich nicht gewettet
hat dich nicht verloren.
Doch langsam, Galooping Horse,
tritt nicht das Tor ein,
wolltest dabei sein,
wie die Reichen gut leben,
gut tausend Jahr leben,
gib auf oder nimm sie dir vor,
Lachen auf vollen Lippen,
bitte nicht kneifen.
Es gibt viele Formen der Freiheit.
Die meisten sind scheusslich und wertlos.
In den Korridoren
deiner Angst
haettest du da soviel Schoenheit erwartet?
Halt keine Monologe, Mann,
lass die reden,
die du verachtest,
die auf alles eine Antwort wissen
(denn Antworten sind wie Papierrollen),
die sich niemals das Wort noch die Macht entziehen lassen.
Ich fragte die Frauen:
Was sagst du zu diesem Gedicht?
die Verstaendnisvolle:
Ich verstehe es nicht.
Die Schoene:
Ich mag es nicht
Die Freie:
Ich scheisse dir ins Gesicht.

Vor jenen Tagen der Ehrlosigkeit (ein bloedes Wort)
als Dunkel
uebers Lid meiner Augen sich senkte
lag unheimliche Angst wie ein bruetender Vogel im Schilf
verdrehte die Augen
one foot on the platform
Blicke aus Blumenfenstern
Wolken-ziehen wie Reissverschluesse
Hagel-peitschen
ein Wort pfeift durchs Windloch
manchmal im Fruehling setzt Regen ein und gleichzeitig Sonnenschein
Dann zieh ich den Hut, Duerer da Vinci.
sommer-trockenes Gras
schneidet in meine Haut
die fallenden Fruechte
opfer ich traenenreich meiner Geliebten
von meiner Unschuld
hoert sie nicht gern
gellt, das hoert ihr nicht gern!?
nichts ist hinter der Finsternis,
Nichts hinter den Augen.

Gellende Schreie, sagen kein Wort,
ich moechte hier raus
fuenf Minuten vor zwoelf
kriecht in meinem Raumschiff eine Ente aus ihrem Ei,
stiehlt sich die Erde aus der Milchstrasse,
sie lacht dich aus,
sie waechst heran,
sie liebt dich, wird immer fetter,
blockiert die Ausstiegsluke,
da sieht sie das Bild mit den Palmen
sie hoert das Lied
will raus
sie springt, ihre Stimme erstirbt, sie springt,
und als sie wieder emportaucht,
sind Hunde hinter ihr her.

In meiner Kapsel unter den Palmen ist es dunkel geworden
und wie ein Adler in atemlosen Flug,
der vor der Dunkelheit flieht,
benutz ich den Fetzen Licht am Horizont, und wie seltsam,
gerade vor dem hab ich Angst,
waehrend dem Adler macht's nichts,
gellt, Adler, dir macht es nichts aus!?

Der Punkt ist klein,
das All ist gross
und fern.
Aus der Ferne ist alles klein.
Dort konzentriert sich das Chaos,
das befuerchtete,
das seit allem Anfang befuerchtete,
zuviel gefuerchtet,
vergiss das Chaos,
vergiss die Projekte,
was kuemmern die Staedte?
Wuetend schuettele ich den defekten Oszillographen
er faengt Feuer und
im Licht dieses Feuers ...
aber das hatten eir schon,
jetzt ist es dunkel, stockdunkel,
nur die praechtigen Traeume leuchten
Tanzschuhe liegen herum
mit denen hinaus in den Regen,
das wird was werden
zurueckfederten trugen mich Meilen
Fremder der ich war und immer bleiben werde
auf den Doerfern, in den
Staedten und Gaststuben
die Erde dreht sich wie der Kern
einer Bohrmaschine
"ich bin reif fuer die Insel"
er war unvorsichtig
bei der Landung
kurz ist der Abend
lang ist die Nacht
Ueber den Feldern liegt Rauhreif,
an der Kueste das Eis
zieht euch warm an
schweres schweissnasses Eis
Ihr liebt,
ihr liebt euch.
ihr verletzt niemand.
Die See rollt.
Kein zweiter Ort, wem der erste verwehrt ist.
Eisblumen silbrig
der Sand seltsame Sistenzen
Uhren kann er nicht fuellen.

4. My music's playing in her hair

Mein Leben
ist bei den droehnenden Lautsprechern
langweilige Monologe oeliger Musikerfaces
wohltemperierter Zerfall
vergibt der Arbeit nicht
die keine Ruhe gibt,
vergibt der Gewalt
die die Toten den Huegel hinabstoesst

Zwei Tage noch
die Hausfrau reibt sich mit Salbe
die dicklichen Haende
dann schiebt sie das Schiff auf E7
Seine Mutter gebar ihn im Knast
es fliehen die schwarzen Gestalten
Fledermaeuse machen sich los
Tierchen der Erde
das Leben ist einfach
schmucklos bescheiden
der naechste Regen verwischt die Spuren des Bombardements
der naechste Sturm verweht unsern Staub
zwei duerfen weiterleben, die ehemaligen Chefs
bekommen Beratervertraege
zerstrahltes Gold schimmert im Dunkeln
Rosen bluehen an zerstoerten Leitsystemen
Kein Netz zieht sich fortan zusammen
Wahrheit ist Wahrheit und Luege Luege
vom Stummen hoert man nur Stoehnen
keiner nimmt es ihm ab
dem Abend folgt keine Nacht

Seancen mit Sartre
er redet zuviel
kann das Versprechen nicht halten
sinkende Verkaufszahlen
beunruhigen seinen Verleger
Um die Ecke lebt der unglueckliche Maurer,
jetzt als Versicherungsmakler aktiv
er meint, die Stimmung sei falsch
er wandert in den leeren Raeumen seiner Versessenheit
keine Angst, die Frau will dir nichts Boeses,
Gift in der taeglichen Suppe
ihre Schoenheit reckt sich empor aus roemischen Brunnen
grellrot geschminkt
den Nabel zu schuetzen, der Welt.
Hinter Absperrungen
kuessen wir uns
noch stoert uns das Affentheater
die Wolle, die du dem Schaf,
Seide, die du dem Schmetterling stiehlst
wir frieren unter den Sternen
das dichte Haar der Jungfrau eine Peruecke

Liebe liegt auf der Seite
wie der geschlagene Goliath
die Zeit versteckt sich in Hoehlen
verstreicht nicht gegen den Fluss.
Truemmerfrauen arbeiten an Farbfernsehornamenten
ueber welche mein Finger gleitet
wie die Gegenwart ueber die Stoffe
und die Geschichte ueber die Zeit
und die Saetze der Journalisten
80 Millionen Luegen
80 Millionen koennen nicht luegen
verdienen die Aufregung nicht

Schon liegst du im Gras und freust dich
am feuchtwarmen Odem
schon treibt dich der schelmische Bergwind nach oben
du fuehlst dich gestreichelt.
An blauen Tagen wagt sich der letzte Zauberer vor
nur an ganz blauen Tagen.
Er kuesst dir die Stirn und stoesst
dir den Freund in den Abgrund.
Bald wird sein Name nichts mehr bedeuten.

Selbstironie der Geschichte.
heute spotten wir ueber grosse Brueder
und zittern vor dem Geist unserer Wohltaeter und den
Parolen der Psychologen und den
Schatten der Nachbarn
alle meinen es gut
sind subtrahierte Subjekte in einer geloeschten Geschichte
ungeliebte Luegenbarone

Amtstraegerbonus
Sie mahlen zu Staub dich, sie mahlen und mahlen
unendliche Macht
nichts kann sie hindern
als DU
vollbringe dein Schweigen
liebe die uebermuetige Lerche, die Wahrheit,
aber vollbringe dein Schweigen
vergiss die alten Parolen, wo sie nichts taugen
(ansonsten liebe sie)
schweige, wenn sie dir die Zunge herausreissen
das Sprachzentrum auch
schweige wenn Sirius bruellt
schweige vom Aldebaran
schweige wenn falsche, eigensuechtige Boten
schweige vom Herbst, von der Zeitdilatation
schweige
Sei unbesorgt,
es gibt solche und solche Worte und Menschen
du brauchst nicht verzweifelt zu sein
wie Schmelzwasser springt gutes Gewort aus den Steinen
singt tausend Sonette
in der Luft bunte Baender
und ist doch nur Wort und nur Tat
hinterdrein tobt ein Kind
tritt den Alten ins Schienbein

Ein Rennen
schwueler Gestank, todbleiche Blicke
Wohin fort-von-hier fuehrt
Jetzt ist das Glueck, jetzt,
ein Leuchten in der Liebsten Gesicht
ich trau mich, meine Gedanken zu sagen
spontan
ohne lauernd-vergewissernden Blick
nicht heischend
mein buntes Tuch weht im Nachtwind
reden mit Arbeitern
tun jedem kund
Nehmt mich mit auf die Fluegel
ins Dorf schiesst die Lava
voll von Debatten
ein Ring von spruehenden Funken
wir Tiger hindurch
unter uns Praesidenten
bist du es, du
geblendet vom Strahl der Vergangenheit
ein Hoch auf die Widerstandskaempfer
den Deserteuren ein Hoch
wagst nicht dich zu ruehren
darfst keinen vergessen.

Nachts lagen wir zusammen
unsere Augen mit Freude gefuellt bis zum Rand
so nah warst du mir
die alte Feindschaft zu Ende
die Erniedrigung und die Ungewissheit
die Verwirrung zu Ende
du bist arm im Zelt der Weisheit


Copyright: B. Lampe, 1998

e-mail: Lampe.Bodo@web.de

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